Samstag, 31. Juli 2010

Sonntag, 25. Juli 2010

Technik und Ausrüstung

Karsten fuhr mit einem individuell aufgebauten 2010er Trek Top Fuel 9.8. Vorab: Das beste Bike, das ich je gefahren bin!


Rahmenset
Trek Top Fuel OCLV Red Carbon (Größe L),

Steuersatz: Cane Creek IS-3,
Sattelstütze: Bontrager Race XXX Lite,
Gabel: Fox F32 RL Fit,
Federbein: Fox Float RP 23
Super leicht und super schnell, antriebsneutral, aber sehr sensibel, Hinterbau sackt beim Antritt nicht zusammen – kurzum, das perfekte Race-Fully! Meiner Meinung nach das beste Marathon-Race-Fully auf dem Markt. So leicht und mit dieser perfekten Hinterbau-Performance baut zur Zeit kein Mitbewerber.
Dankeschön an Fox: Nach Problemen mit dem Lockout setzte mir der Race-Support während der Transalp die edle Fit-Kartusche ein. Danach lief alles perfekt.

Auf der Transalp sieht man sehr viele Fahrer auf Hardtails. Ich würde in jedem Fall wieder Fully fahren, da die zum Teil sehr ruppigen Abfahrten so mit wesentlich weniger Belastung zu bewältigen sind. Also ein klarer Komfort- und Sicherheitsgewinn!
Verbesserungsvorschläge: keine

Laufräder
Naben: DT-Swiss 240s,

Felgen: DT xr 4.2d,
Speichen: DT Competition (mit Alu-Nippeln),
Reifen: Schwalbe Rocket Ron 2,25,
Schläuche: Bontrager X-light
Zum Laufradsatz ist nicht viel zu sagen: Ein bewährter Klassiker in perfekter Funktion, ich fahre ihn seit drei Jahren ohne Nachzentrieren und ohne jede Beanstandung. Die Reifen laufen, als führe man mit einem Motor: Geil! Aber: Es sind reine Rennreifen mit wenig Pannenschutz, sie brauchen auf groben Geläuf auf Stein eine kundige Hand. Der Verschleiß ist hoch, sie halten nur ca. 1000km. Es gibt auf der Transalp auch bei trockener Witterung immer wieder Situationen, in denen man Griff braucht. Daher würde ich immer nur Reifen mit Schulterstollen fahren, keine Semislicks. Allerdings war auf der Transalp alles Mögliche vertreten, das hängt eben stark von den Vorlieben des Fahrers ab. Auf der ersten Etappe hatte ich zur denkbar ungünstigsten Zeit, in der ersten Abfahrt nach der Neutralisation, einen Platten (Durchstich). Ansonsten liefen die Reifen perfekt.
Verbesserungsvorschläge: Vorsichtige Fahrer oder Fahrer, die unsicher im Downhill sind, sollten einen Reifen mit mehr Pannenschutz wählen. Ich fahre auf der nächsten Transalp mit Sicherheit einen NoTubes Laufradsatz (schlauchlos).

Antrieb
Kurbelsatz: Aerozine X12-SL-Ti

Innenlager: Trek BB90
Pedale: Time Atac XS Carbon
Schaltwerk: Sram XO (2005)
Umwerfer: Shimano XTR
Schalthebel: Sram XO Trigger
Ritzel: Sram PG 990 11 - 32
Kette: Sram PC 991
Der Antrieb ist bewährt und lief bestens: Schaltverhalten, Präzision: Topp. Einziges Manko: Die Kurbel verkratzt recht schnell, der Funktion tut das aber keinen Abbruch.
Verbesserungsvorschläge: keine

Cockpit
Vorbau: Syntace F99 mit Titanschrauben

Lenker: Schmolke Carbon 600mm
Lenkerhörnchen: Contec Smica Ultralight
Perfekt!!
Verbesserungsvorschläge: keine

Bremsen
Magura Marta SL (aus dem Jahr 2007, 180er / 160er Scheiben)
Meine Lieblingsbremse, ein leichtes Fading ließ sich manchmal nicht vermeiden in einer Horde Biker in Abfahrten mit etlichen Höhenmetern, jedoch kein wandernder Druckpunkt. Super Funktion, definiert, bissig.
Verbesserungsvorschläge: keine

Sattel
Selle Italia Signo
Die Sitzfrage ist immer extrem individuell, der Signo ist einer der wenigen Sättel, mit denen ich zurechtkomme.
Verbesserungsvorschläge: keine


Zubehör

Fahrrad-Computer Sigma Rox 9.0
Eigentlich zuverlässig, verließen ihn die Lebensgeister auf der Hagel-Gewitterabfahrt nach Madonna d.C. Nach Rücksprache mit Sigma schicke ich ihn ein und hoffe sehr, dass sie mir die gespeicherten 7 Etappen auslesen können!! Ansonsten gute Funktion, sehr informativ und bedienerfreundlich, sehr gute Auswertugssoftware.
Verbesserungsvorschläge: besserer Schutz vor Feuchtigkeit

Flaschenhalter Bontrager X-lite Carbon
Trotz seiner nur 26 Gramm klemmt er die Pulle gut und sicher – uns gehörte keine der geschätzten 300 Flaschen, die wir an den neuralgischen Rüttelstellen auf dem Boden liegen sahen...
Verbesserungsvorschläge: keine

CO2-Patrone SKS Airgun
Klein, leicht, schnell: super Funktion, pumpt in wenigen Sekunden auf. Tipp: Für 2 Reifenfüllungen 3 Kartuschen mitnehmen! Sehr vorsichtige Fahrer nehmen zusätzlich eine Minipumpe mit.
Verbesserungsvorschläge: keine

Satteltasche Vaude Racelight m
Tut ihren Dienst, habe sie zur Sicherheit mit einem Pedalriemen (an alle unter 30: Was ist das?... ;-) gesichert, da ich den Klettverschlüssen die Rüttelabfahrten nicht zugetraut habe. Was war drin: Schlauch, selbst klebende Flicken von Park Tool (halten bis zum Etappenende), Kettenstück mit vier Gliedern, Schaltseil, 2 Kettenschlösser
Verbesserungsvorschläge: keine

Miniwerkzeug Bontrager Rollbar 18
Sehr gutes, sehr leichtes Werkzeug mit allem, was man braucht. Clever: Ein Kettenschloss lässt sich in einer Mikrobox im Werkzeug verstauen.
Verbesserungsvorschläge: keine

Mini-Trinkrucksack Deuter Race-Light
Ob man mit oder ohne Rucksack fährt, ist eine Glaubensfrage. Unserer Ansicht nach sollte man Folgendes immer dabei haben: Armlinge, Regenjacke, Windweste, Handy, Geld, Verbandszeug. Bei wirklich schlechtem Wetter kommen noch Knielinge und ¾-Regenhose hinzu. Das ist ohne Rucksack nicht zu handeln. Man muss sich klar machen, dass die Transalp 600 km lang ist, davon etliche Kilometer über 2000 Meter. Dort ticken die Uhren anders. Wir haben fast jedes einzelne Ausrüstungsteil benötigt und auch eingesetzt, inklusive dem Erste-Hilfe-Set, als wir einer gestürzten Fahrerin in der letzten Abfahrt nach Scuol halfen. Da ich in sinnvoller Position nur eine Flasche am Rad habe, brauchte ich die Trinkblase.
Verbesserungsvorschläge: keine



Nachlese

Nachlese

Die Transalp 2010 ist geschafft – es war ein grandioses, unvergessliches Erlebnis! Es wird unzählige trübe Winterabende geben, an denen wir im Kopfkino durch die Erinnerungen fahren... Die Transalp beläuft sich nicht auf die acht Etappen oder 12 Tage mit An- und Abreise, sondern dominierte das vergangene halbe Jahr. Wir sind beide eingespannt im Beruf, haben (große) Kinder und Ehefrauen, und damit letzteres auch so bleibt, muss man, neben allen beruflichen und privaten Verpflichtungen, sehr viele Kompromisse eingehen. Wir als Fahrer schneiden uns die Zeit aus den Rippen, schlussendlich geht das alles nur gut, wenn die Partnerinnen es mittragen. An dieser Stelle noch mal den allerherzlichsten Dank an Esther und Christine, ohne euch würde es nicht gehen! Jetzt habt ihr einiges gut bei uns...!

Training

Wir betreiben beide seit vielen Jahren Ausdauersport und haben in der Vorbereitung an unterschiedlichen Wohnorten 4-6 mal pro Woche trainiert. Das Training gestalteten wir unterschiedlich, hatten aber beide vor der Transalp 4000 – 5000 Radkilometer in den Beinen plus etliche Lauf und Skilanglauf-Kilometer im Winter. Bei Karsten kommt, auch wenn man es auf den Fotos nicht sieht ;-), Krafttraining hinzu.

Ziele

Das Ziel war relativ einfach gesteckt: Durchkommen mit Spaß. Henning hatte durch seine erfolgreiche Teilnahme 2008 Sicherheit, Karsten fehlte diese Erfahrung, er war unsicher: Reicht die Zeit zur Regeneration? Bleibt der Schleimbeutel ruhig? Wir haben einen Platz im Mittelfeld angestrebt, was uns ja gelungen ist. Allerdings haben wir relativ lange Pausen gemacht an den Verpflegungsstationen. Im Heißdüsenmodus hätten wir vielleicht mehr erreichen können... Letztlich hat es sich bewährt, ernsthaft, aber nicht verbissen an die ganze Sache heranzugehen. So verblieb Zeit zum Genießen und zum Gespräch mit den anderen Fahrern unterwegs: Eine großartige Erfahrung!

Das Team: Die zwei Fahrer

Da wir Brüder sind, war die Situation für uns speziell. Es war klar, dass wir unterschiedliche Stärken haben: Während Henning in der Ebene besonders stark ist, ist Karstens Domäne eindeutig der Berg. Weil uns das bewusst war, gab es kein Problem, sich aufeinander einzustellen. Unterm Strich sind wir erstaunt, dass es so gut harmoniert hat! Vereinfacht hat die ganze Sache, dass wir beide gut bergab fahren. Macht einfach enorm Spaß, gemeinsam die Abfahrten zu rocken!

Das Team: Die Fahrer mit der Bodencrew im Wohnmobil

Das Reisen im Wohnmobil hat sich bewährt, ist jedoch auch für das Begleitteam im Wohnmobil eine anstrengende Sache! Jedenfalls, wenn man das All-inclusive-Paket gebucht hat. Christine kochte perfekt für uns - wir waren mit Sicherheit das Transalp-Team mit der besten Ernährung! Die Begleitung im Wohnmobil ist aufwändiger, als wir meinten: Der Tag war sehr eng getaktet. Insgesamt hat alles sehr gut geklappt, an dieser Stelle nochmals allerbesten Dank an Christine und Achim, ihr seid die Besten!

Bike-Technik

Wir waren erstaunt, welch teures Material auf der Transalp gefahren wird: Räder um die 4.000 - 5000 Euro waren Durchschnitt, es gab etliche gepimpte Bikes, die an die 8.000 - 10.000 Euro heranreichten!! Dabei ist das schöne an unserem Sport, dass die Beine das Entscheidende sind... auf den Boden der Tatsachen bringt einen ein Blick auf die Bikes der Profis: Die sind zwar gutes Zeug, vor allem Hardtails gefahren, hatten aber Räder von der Stange. Nicht nur im Tempo unterscheidet sich Mountainbiken von der Formel 1! Allgemein kann man sagen, dass die Technik von vielen Fahrern überbewertet wird. Die Transalp lässt sich bereits erfolgreich mit einem Mittelklasse-Hardtail bestreiten, mehr ist schöner Luxus.

Das Salz in der Suppe:

Fahrer aus 42 Nationen. Es hat enormen Spaß gemacht, sich mit gleichgesinnten Durchgeknallten über die CBT auszutauschen. Man fand immer Fahrer auf entsprechender Wellenlänge, seien es die Marin-Flitzer Sandra und Klaus (Weißt ja, Sandra: Mountainbiken ist kein Mädchensport!) die Orthodocs (Wir konnten euch zum Glück verschonen mit orthopädischen Fragen!) oder die Jungs vom BDO (Bicycle Department Ost), die am Streckenrand in aller Seelenruhe ihr Schaltwerk bis aufs letzte Schräubchen zerlegten. Hinzu kommen die ungezählten kurzen Gespräche unterwegs mit den anderen Fahrern aus aller Welt – von diesem Flair lebt die Transalp!

Nach der Transalp ist vor der Transalp?!?

Nun, das wissen wir noch nicht. Das nächste Jahr steht in den Sternen, vielleicht fährt Henning in zwei Jahren mit seinem jüngsten Sohn... Die Trans-Rockies klingen auch extrem verlockend... Auf jeden Fall: Ein Leben ohne Transalp ist schlecht vorstellbar...!!!

8. Etappe Madonna di Campiglio - Riva del Garda, 75 km 1770 Höhenmeter




Nach über einer Woche Renndauer hatten wir Routine - dachten wir. Die Stimmung am Start war heute eine Andere: Etwas melancholisch, entspannt, erleichtert weil gutes Wetter herrschte, aber bei einigen auch ernst und konzentriert, weil sie diese letzte Möglichkeit für eine Verbesserung im Gesamtklassement nutzen wollten.
Um 8:59:30 dröhnte ein letztes Mal Highway to Hell aus den Lautsprechern. 30 Sekunden später begann die Etappe mit einem Novum: 10 km neutralisierte Abfahrt. Über 1000 Biker drängten sich auf schmalen Schotterpisten ins Tal. Unten angelangt begann der Aufstieg zum Passo di Bregn da l' Ors, der uns über die Brenta führen sollte. Wir fühlten uns gut, fuhren den Anstieg in zügigem Tempo und ließen die erste Verpflegung aus. Auf den letzten Höhenmetern genossen wir einen fantastischen Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Presanella (An Harry: Nicht schimpfen, falls unsere Karte sich geirrt haben solte... ;)
Nachdem Karsten an den Anstiegen das Tempo vorgab, war es auf den flacheren Stücken nach der Abfahrt dann Hennings Aufgabe, das Tempo hoch zu halten. Meter um Meter rückte das Ziel der Transalp näher! Irgendwann drückten wir die letzten Höhenmeter hoch und erleichtert das letzte Energiegel in uns hinein. Kurz darauf wurden wir mit einem Panoramablick über den Gardasee belohnt. Zeit zum Genießen blieb aber nicht, der anschließende Downhill war die schwerste Prüfung der Tages und forderte unsere volle Aufmerksamkeit. Viele haben ihr Bike dort geschoben. Wer trotzdem fuhr, war entweder ein exzellenter Techniker oder fand kopfüber neue Wege in Richtung Tal...
Unten angekommen, hieß es nur noch "Kette rechts" und mit Volldampf Richtung Ziel. Glücklicherweise hatten Hennings Beine noch genug Kraft und Karstens Pulsmesser keine Batterien mehr... Unsere Belohnung dafür war mit Platz 69 unser bestes Tagesergebnis!
Leider konnte dieses denkwürdige Ereignis von unserer Bodencrew nicht fotografisch festgehalten werden, da sie nicht mit diesem frühen Zieleinlauf gerechnet hatte und daher statt im Ziel bei Coop an der Kasse stand...
Fazit:
Weder Highway to Hell noch Road to Nowhere. Ohne Sturz und größere technische Probleme sind wir auf harten 600 km und 20.000 Höhenmetern über die Alpen gekommen. Wir haben unsere Kräfte gut eingeteilt und die Chemie im Team stimmte auch. An dieser Stelle nochmal einen riesigen Dank an die Bodencrew Christine und Achim. Sie haben Schwierigkeiten gemeistert, die wir nur erahnen können!

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Freitag, 23. Juli 2010

7. Etappe Malé - Madonna di Campiglio, 48 km 2321 Höhenmeter




Nach einem herzlichen Abschied von der Belegschaft der Pizzaautomatenfabrik machten wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg. Die Situation am Start hat sich im Vergleich zur ersten Etappe komplett geändert: Nervöse Heißdüsen sind weit und breit nicht zu sehen, dafür jedoch jede Menge Laktatleichen am Rand des Startblockes. Manche Fahrer blicken mit starrem Blick ins Leere, andere holen, den Kopf an eine Hauswand gelehnt, wertvollen Schlaf nach. Auch uns ging der übliche Galgenhumor nicht so flott von den Lippen, vielmehr fühlten wir uns, als seien wir unter eine Dampfwalze geraten - müde ohne Ende und die Muskulatur seltsam tiefenentspannt...
Uns erwartete eine kurze Etappe, die allerdings ein Angst machendes Höhenprofil aufwies. Glücklicherweise war unser Respekt größer als die Steigungsprozente, sodass wir uns irgendwann oben wiederfanden. Nungut, so einfach war der Weg nicht, da etwa 500 Höhenmeter unter dem Gipfel Regen einsetzte, der an der Bergstation des Liftes (nein, den haben wir nicht benutzen können...) von Hagel garniert wurde. Zum Glück hatten wir heute die Regensachen dabei und haben auf dem Gipfel etwas für die Völkerverständigung tun können, weil wir einem schlotternden Schweizer eine Windweste leihen konnten.
Das Wetter im Ziel passte so gar nicht zum Start - die Bilder sprechen für sich. Aber: Wir haben überlebt und freuten uns über die warme Dusche und die Heizung im Wohnmobil. Morgen geht es schon auf die letzte Etappe - ein Wahnsinn, wie man sich an die Belastung gewöhnt. Wir kommen uns vor, als hätten wir nie etwas anderes getan als Rad zu fahren und als würden wir nie etwas anderes tun - addicted to ride...

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Donnerstag, 22. Juli 2010

6. Etappe Ponte di Legno - Malé, 73 km 2363 Höhenmeter




Zum Glück gibt es den Morgen danach... nachdem Henning mühsam das Bewusstsein wieder erlangt hatte, waren beide Fahrer wieder fit. Kurz nach dem Start ging es durch ein wunderschönes Hochgebirgstal auf den den höchsten Punkt des Tages. Danach ein nicht enden wollender Trail, der sich als Saumpfad mit leichtem auf und ab auf etwa 2000 Meter Höhe entlangzog. Wir hatten einen grandiosen Ausblick auf das Tal, welches im Märklin-Maßstab unter uns lag. Unbeschreiblich, dafür wurden Mountainbikes erfunden! Die Abfahrten waren entsprechend ruppig und hatten es in sich. Schließlich soll es ja das härteste Mountainbike-Rennen der Welt sein und bleiben, die Streckenauswahl ist entsprechend. Material und Zahnfüllungen hielten Stand; der Schluss der Etappe verlief durch das Tal des Meledrio. Hier schlug wieder einmal die Stunde Hennings, der Dampflok, der Karsten den Windschatten für das Powerplay spendierte. Belohnt wurden wir mit Platz 91, die Top-100 der Gesamtwertung sind in greifbarer Nähe!

Heute hatte die Bodencrew leider nicht so viele Hinweisschilder wie die Biker, die Wohnmobilstellplätze waren nicht ausgeschildert, sodass sich in den engen Straßen immer wieder Camper begegneten, die sich mit fragendem Gesichtsausdruck ansahen. Es ist uns ein Rätsel, worin der Gegenwert für die von uns bezahlten 100 Euro besteht, wenn wir auf ganz normalen Wohnmobilplätzen stehen oder auf Campingplätzen nochmals bezahlen. Beides aber war heute nicht möglich, und nach langer Suche fanden Christine und Achim einen Platz auf dem Gelände einer Pizza-Automatenfabrik - wir sind schließlich in Italien! Die Belegschaft zeigte viel Sportsgeist: Hilfsbereit wurde selbstverständlich ein Stromkabel gelegt und alle konnten in der Fabrik warm duschen.

Jetzt am Abend ist alles gut, doch langsam schleicht sich die Angst vor der morgigen Etappe ein - steiler geht es nur noch mit dam Fahrstuhl...

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5. Etappe Livigno - Ponte di Legno, 107 km 3461 Höhenmeter



Dieser Eintrag kommt einen Tag später. Wir hatten kein Internet. Und wir waren völlig k.o. Und wir mussten essen und Fahrräder putzen und Wäsche waschen und schlaaaaaafen.
Die Königsetappe hat uns und der Bodencrew alles abverlangt. Und das an Christines Geburtstag! Während unser Begleitteam das Wohnmobil über schmale Hochgebirgsstraßen zum Etappenziel steuerte, begann der Tag für uns mit einem Aufstieg über wunderbare Trails zum Passo Trela und weiter durch beeindruckende Hochgebirgslandschaften. Nach knapp 50 km verabschiedeten wir uns vorerst von den hohen Berggipfeln, um in einem 20 km langen Tiefflug nach Grosotto abzufahren - eine Riesenbelohnung für die Schinderei in der ersten Etappenhälfte!
Aber die Sache hatte einen Haken: Die Streckenplaner hatten uns einen Monsterberg mit 1600 Höhenmetern an Stück in den Weg gestellt. Es galt den Mortirolo zu überwinden, der auch beim Giro d'Italia gefürchtet ist. Wir wir lernen mussten, fahren die Rennradfahrer die leichte Variante! Wir fuhren über eine Abkürzung nach oben, so dass wir keine 10%, sondern 15% Steigung überwinden mußten. Einsetzender Regen und Kälte erschwerten jede Bewegung. Oben am Paß angekommen ging es dann nicht hinunter, sondern gleich noch über den nächsten Berg. Die letzte Abfahrt begann schwierig. Auf steilem, rutschigen Boden mussten wir uns teils laufend, teils fahrend einen Weg suchen. Irgendwann fanden wir dann in den Flow des Trails und konnten den Weg genießen.
Am letzten Schlussanstieg kam dann für Henning endgültig der Mann mit dem Hammer. 300 Höhenmeter bis zum Ziel und Magen und Beine wollten nicht mehr. Eine endlose Zeit, Meter für Meter mußte er sich ins Ziel kämpfen. Trotz der Schinderei der 91. Platz in der Tageswertung. Wie sehr müssen erst die anderen Teams gelitten haben!

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Dienstag, 20. Juli 2010

4. Etappe, Scuol - Livigno, 74 km, 2377 Höhenmeter





Jeden Tag nur aktive Rennteilnehmer im Blog, das ist nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite - der unsichtbaren - wirken die Begleiter. Wir hetzen von einem Zielort zum nächsten; frühes Ankommen auf dem Übernachtungsplatz sichert die besten Stellplätze und somit die besten Startposition für den nächsten Morgen. Grandiose Landschaften ziehen unbeachtet vorbei, die Straße lässt ein Abschweifen der Blicke nicht zu. Ankunft auf dem Stellplatz: 1. Stromanschluss sichern, 2. mit Tischen und Stühlen das Territorium abstecken. Fertig? Denkste! Christine sucht Einkaufsmöglichkeiten - die Rennfahrer erwarten kohlenhydrahtreiche Verpflegung nach ihrer anstrengenden Jagd über die Berge. Frisch bereiteten Vitamintrunk zu allererst, auch ein Obstsalat ist gerne gesehen, dann noch ein Häppchen, später was Warmes...Auch den Abwasch lässt sie sich ungern aus der Hand nehmen - ihr Vater Achim könnte sich damit ja übernehmen und es könnte seiner Konzentration für die Fahrt zum nächsten Zielort Abbruch tun. Früh geht es zur Ruhe und am nächsten Tag...siehe oben.
Aber wir lernen auch eine ganze Menge neues bei dieser Tour, zum Beispiel über Sattelstützen, Carbonrahmen, Vorderradgabeln mit ausschaltbarer Federung und Energiegels und sind natürlich auch sehr stolz auf unsere beiden Radler, sind sie doch heute mit einer Zeit von nur 5:14 h nach 74 km und 2377 Höhenmetern ins Ziel gelangt und damit auf Platz 94! ihrer Altagsklasse vorgerückt! Morgen soll es ganz schlimm für die beiden werden, die längste und härteste Etappe steht bevor - für uns übrigens auch...

zum Höhenprofil:
http://bike-festival.de.dedi1569.your-server.de/fileadmin/user_upload/pdf_biketransalp/hoehenprofile/cbt2010_04.pdf
zur Tageswertung:
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Montag, 19. Juli 2010

3. Etappe Ischgl - Scuol, 75 km, 2504 Höhenmeter





Der dritte Tag war schwer, bot uns aber einen gandiosen Ausblick vom Dach der Transalp, dem Idjoch mit 2737 Meter Höhe. Dummerweise durften wir nicht die Seilbahn benutzen, sondern mussten alles treten - den letzten Kilometer mit 20% Steigung haben wir, wie fast alle Fahrer um uns herum, geschoben. Während der Schinderei übten wir uns in der hohen Kunst des Zen-Budhismus. In unserem Geiste stellten wir uns weiterführende Fragen: Warum mache ich das hier? Mache ich das hier? Wer bin ich? Bin ich? Danach verlässt das Bewusstsein den Körper...

Oben zwischen den Schneefeldern schnell ein Foto, und danach haben wir uns in die Abfahrt geworfen. Sehr schön, doch leider viel schneller vorbei als der Anstieg... Die Verpflegungsstation hat uns das Leben gerettet, dort konnten wir unsere Speicher wieder auffüllen. Mit essen (als Verb) hat das allerdings nicht viel zu tun, wir schaufelten im Sekundentakt Orangenviertel in uns hinein, dazu noch Bananen, Äpfel, Melonen, Kuchen und Studentenfutter sowie die unvermeidlichen Energieriegel und Sportgetränke. Die Dosierung ist denkbar einfach: man stopft in Rekordzeit soviel in sich hinein, bis man kurz vorm Würgen steht. Darauf einen Becher Wasser und hinein in den nächsten Anstieg.

Die Abfahrt bot Fahrspaß pur auf steilen, verwurzelten Trails. Wie soll man so etwas fahren? Um einen bekannten Radcrosser zu zitieren: "Da muss einfach mal den Lenker freigeben!" Haben wir gemacht. Der Schluss der Etappe folgte 25 km leicht ansteigend dem Inn. Hört sich relaxt an, weil es aber so gut lief, artete es zu einem Mannschafts-Zeitfahren aus: Tempo 40 war keine Seltenheit, brachte uns aber an den Rand unserer Leistungsfähigkeit. Aber wie die Fotos beweisen, waren wir nach der Zielankunft wieder topfit!


zum Höhenprofil:
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zur Tageswertung:
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Sonntag, 18. Juli 2010

2. Etappe: Imst - Ischgl 77 km, 3184 Höhenmeter




Irgendwann ist immer das erste Mal: Einen Zielsprint Hand in Hand hatte bislang keiner von uns gebracht!
Aber der Reihe nach:
Die Frage, ob die Alpen Berge haben oder nicht, war schnell beantwortet. Nach kurzem Einrollen fingen sie an und wollten bis zum Ziel nicht enden. Die brutalstmöglichen Anstiege waren böse, nach jeder Kurve fragten wir uns, wie in einem Bild von M.C. Escher, ob wir genau hier nicht gerade eben gewesen waren...

Die Transalp ist gelebte Physik: Bis 10% Steigung können
alle sprechen, bis 15% verlaufen die Gespräche sehr einseitig in kreativ kurzen Sätzen und darüber hinaus hört man nur noch schweres Atmen.

Aber diese Etappe war nicht nur Schinderei, immer wieder wurden wir mit grandiosen Ausblicken, epischen Abfahrten und wirklich schönen Singletrails belohnt. Nach unserem Schlusssprint hatten wir das gesteckte Ziel erreicht: Wir sind mitten in den Top-100 auf Platz 99!

Übrigens war die Defekthexe war heute nicht dabei - jedenfalls nicht bei uns!

Samstag, 17. Juli 2010

1. Etappe: Füssen – Imst, 79km, 1939 Höhenmeter





Neu im Team, dürfen wir vorstellen: Defekthexe! Eine extrem überflüssige Person, die immer kommt, wenn man sie am Wenigsten braucht. Dabei fing heute alles sehr entspannt mit der guten Nachricht an, das wir im Startblock A starten dürfen. Sehr schön, das bringt Ruhe und eine gute Ausgangsposition! Dachten wir. Henning bemerkte morgens eine lockere Sattelstütze, also kurz vorm Start schnell zum Specialized-Stand, neue Stütze, Ruhe war. Die ersten Kilometer in Richtung Neuschwanstein wurden mit 40 km/h gefahren, hinter dem Schloss, nach der Neutralisation, war das Rennen dann offen. Österreich war schnell erreicht, brachte uns aber kein Glück: In der ersten Abfahrt hatte Karsten einen Plattfuß. Klingt weiter nicht schlimm, aber man muss sich jetzt 1200 durchtrainierte Mountainbiker vorstellen, die heiß auf das Rennen sind, für das sie viele Monate trainiert haben. In der Hektik hat Henning die Malaise von Karsten nicht mitbekommen und war: Weg. Während dem Schlauchwechsel rauschten dann einige Hundert Fahrer vorbei… nungut, nach vielem Fluchen hatten wir uns 35 km später wieder. Der Rest ist schnell berichtet: Viel essen und trinken, bergauf und dann wieder bergab Radfahren und dann waren wir auch schon da.

Mal sehen, was die morgige, sehr schwere Etappe bringt. Heute haben wir durch unser Pech einiges an Zeit verloren. Und soviel ist klar: Die Defekthexe fliegt aus dem Team und bleibt in Imst oder wo der Pfeffer wächst. Sicher.


zum Höhenprofil:
http://bike-festival.de.dedi1569.your-server.de/fileadmin/user_upload/pdf_biketransalp/hoehenprofile/cbt2010_01.pdf

zum Tagesergebnis:
http://bike-festival.de.dedi1569.your-server.de/fileadmin/user_upload/pdf_biketransalp/ergebnisse10/e1_1731.pdf

Freitag, 16. Juli 2010

Gestern auf der Autobahn hatte uns der Stau fest im Griff, heute hatten wir dann bei schönstem Wetter einen ruhigen Tag - Räder checken, Startnummern und Mitbringsel abholen und lockere 30 km einrollen. Hier besuchen wir König Ludwig auf Neuschwanstein, dort war auch Stau mit wirklich vielen Touristen. Wir sind den Beginn der morgigen Etappen abgefahren, um uns die Nadelöhre und bösen Kurven anzuschauen. Hoffentlich halten sich die Heißdüsen zurück, damit es nicht zu unruhig wird... mit viel Glück kommen wir, wegen Hennings UCI-Lizenz, am Start weit nach vorne. Alles ist vorbereitet, eine nervöse Anspannung lässt sich nicht leugnen...

Mittwoch, 14. Juli 2010

Ab jetzt führt kein Weg zurück.

Das Team
Wir können mit Fug und Recht behaupten, dass wir das Team auf der Craft-Bike-Transalp 2010 sind, das sich am längsten kennt, nämlich seit nunmehr 45 Jahren. Oder hat jemand mehr zu bieten?



Henning wohnt im flachen, norddeutschen Oldenburg und kann daher nur so tun, als ob er Berge trainiert, hier ein Bild vor seiner Fototapete im Wohnzimmer. Allerdings hat er in seiner Heimat einen starken Gegner (und Trainer): Der Wind kommt immer von vorn...!

Karsten kann sich keine Fototapete leisten, ihn hat es daher ins deutsche Mittelgebirge nach Kassel verschlagen. Dort sehnt er sich manchmal nach der alten Heimat, um das Grundlagentraining nicht immer im selben Flusstal fahren zu müssen...

Frisch aus der Presse: Die neuen Transalp-Trikots.

Achim ist der Pilot des Wohnmobils und Herr über das Navigationsgerät, also unser Mann fürs Grobe. Führerschein Klasse 2 und jahrelanges Gespannfahren sind die idealen Voraussetzungen für den Logistik-Wahnsinn Transalp.

Christine ist dafür zuständig, dass während der Transalp im Hintergrund alles läuft, vor allem in Bezug auf die Ernährung: Reichlich, ausgewogen und lecker - also unsere Frau fürs Feine. Wenn es aber mal nicht so gut läuft, ist sie auch gut fürs Grobe. Als Karstens Ehefrau betont sie, dass sie in den kommenden 12 Tagen nicht etwa in Urlaub fährt, sondern alle Hände voll zu tun hat. Vermutlich sehnt sie sich schon ganz bald nach ihrem heimischen Arbeitsplatz zurück...

Die Idee
Über die Idee ist schnell berichtet: Henning ist bereits vor zwei Jahren die Bike-Transalp gefahren, war restlos ausgepowert, aber auch restlos begeistert. Was geschieht dann wohl, wenn sich zwei Bike-Junkies über eine solche Herausforderung unterhalten? Karsten hat auf eine gemeinsame Teilnahme gedrängelt, und nachdem der Familienrat überredet wurde, begann im Winter die konkrete Vorbereitungsphase.

Die Unterstützer
Zwei Städte, zwei Fahrradgeschäfte:

Henning wird unterstützt von Timo Schmidt von Buhl-Bikes in Oldenburg. Er tritt die Transalp auf dem bewährten Specialized Epic an.

Karsten wird ausgestattet von Jürgen Rademacher von Bike Facts! In Kassel. Sein Bike ist ein 2010-er Trek Top Fuel 9.8.

Vielen Dank den beiden Bike-Shops für ihre Beratung, Ersatzteile und tatkräftige Unterstützung im Vorfeld! Wir hoffen, dass wir die mitgenommenen Ersatzteile nicht benötigen.